Weltwirtschaft: Europa und China schwächeln, USA bleibt stabil

Marktausblick der Nidwaldner Kantonalbank

US-Wirtschaft zeigt sich weiterhin robust

Während die Konjunkturdaten aus der Eurozone und China in den vergangenen Wochen erneut enttäuschten, zeigt sich die Wirtschaft in den USA weiterhin widerstandsfähig. Die überraschend guten Konjunkturdaten zeugen von einem anhaltenden Wachstum im dritten Quartal 2023. Es scheint, als ob die US-Wirtschaft die Zinserhöhungen der US-Notenbank bisher gut verkraftet. Wir haben daher unsere Wachstumsprognose für das laufende Jahr angehoben. Aufgrund der restriktiven Geldpolitik und der deutlich verschärften Kreditvergabestandards der Banken rechnen wir zwar unverändert mit einer Rezession, diese dürfte jedoch erst im 4. Quartal beginnen und milder ausfallen als bisher erwartet. Die Wirtschaft in der Eurozone wirkt hingegen zunehmend fragil und dürfte bereits im 3. Quartal leicht schrumpfen.

Immobilienmarkt in China kommt nicht zur Ruhe

In China haben die Sorgen um den Zustand der grossen Immobilienentwickler nach einer kurzen Phase der Entspannung zuletzt wieder deutlich zugenommen. Obwohl der Immobiliensektor für rund ein Viertel der gesamten Wirtschaftsleistung verantwortlich ist und die zahlreichen ausstehenden Bauprojekte erheblichen sozialen Sprengstoff bieten, hat die chinesische Regierung bisher nur zögerlich auf die Krise reagiert. Trotz erhöhter Konjunkturrisiken gehen wir aber weiter davon aus, dass es der chinesischen Regierung gelingen wird, einen Flächenbrand zu verhindern und damit die Auswirkungen auf andere Wirtschaftsbereiche abzuschwächen.

Globales Wachstum gerät ins Stocken

Die Ansteckungsrisiken für den Rest der Welt erachten wir aufgrund der geringen Verflechtung mit dem chinesischen Immobilien- und Finanzsektor als begrenzt. Nichtsdestotrotz wird China nach unseren Prognosen in diesem Jahr fast die Hälfte zum globalen Wirtschaftswachstum beitragen. Dies unterstreicht, wie schwach die Dynamik ausserhalb von China und der USA  ist. Die Weltwirtschaft dürfte in diesem und im nächsten Jahr nur noch um knapp 2 % wachsen, was weit unter dem langfristigen Durchschnitt liegt. Während sich in den Schwellenländern ausserhalb Chinas allmählich eine konjunkturelle Erholung abzeichnet, rechnen wir in den Industrieländern auch im kommenden Jahr nur mit einem schwachen Wachstum.

Inflationsbekämpfung zieht sich in die Länge

Aus Sicht der Notenbanken sind ein tieferes Wirtschaftswachstum und die Abkühlung am Arbeitsmarkt notwendige Voraussetzungen, um die Inflation wieder auf den Zielwert von 2 % zu bringen. Allerdings machen die Notenbanken keinen Hehl daraus, dass die Inflation frühestens 2024 wieder in die Nähe der angestrebten Zielwerte sinken wird. Dies spricht im Umkehrschluss für eine anhaltend restriktive Geldpolitik. In den Industrieländern rechnen wir erst im kommenden Jahr mit ersten Zinssenkungen der Notenbanken.

Schweizer Aktien als sicherer Hafen

Unser Gesamtbild bleibt unverändert vorsichtig. Der Schweizer Aktienmarkt bleibt Trumpf, da er mit hohen Gewichten in defensiven Sektoren im Vergleich zu anderen Aktienmärkten weniger stark von Konjunkturabschwächungen betroffen ist. Obligationen haben mit dem jüngsten Renditeanstieg nochmals an Attraktivität gewonnen. Zudem sprechen auch der Wirtschaftsabschwung, die sinkenden Inflationsraten und der weitgehend abgeschlossene Zinserhöhungszyklus der Notenbanken für ein Engagement bei Obligationen. Immobilieninvestitionen bleiben dem Gegenwind von höheren Zinsen ausgesetzt, was vorerst vorsichtig stimmt. Mit dem Ende des Zinserhöhungszyklus werden sich mittelfristig aber auch wieder Chancen ergeben.

Was Sie auch interessieren könnte