Konjunkturaussichten bleiben herausfordernd

Marktausblick der Nidwaldner Kantonalbank

Überraschend starkes erstes Quartal 2023

In den meisten Ländern und Regionen hat sich die Wirtschaft im ersten Quartal dieses Jahres dynamischer entwickelt als erwartet. Die beiden gewichtigen Ausnahmen bildeten die USA und Deutschland. So ist das Wachstum in den USA trotz eines starken Privatkonsums etwas schwächer ausgefallen, als wir antizipiert hatten. Und in Deutschland ist die Wirtschaft im ersten Quartal in eine technische Rezession gerutscht. Insgesamt erwies sich die globale Wirtschaft jedoch dank eines dynamischen Dienstleistungssektors als widerstandsfähig, was sich auch in überraschend guten Quartalsergebnissen der Unternehmen widerspiegelte.

Ausblick bleibt anspruchsvoll

Trotz der starken Wirtschaftsleistung im ersten Quartal bleibt der konjunkturelle Ausblick aus unserer Sicht herausfordernd. Aufgrund der restriktiven Geldpolitik der Notenbanken, der hartnäckig hohen Inflation und der Verschärfung der Kreditkonditionen durch die Geschäftsbanken rechnen wir in den Industrieländern unverändert mit einem deutlichen Wirtschaftsabschwung in den kommenden Monaten. Die USA und die Eurozone dürften im zweiten Halbjahr in eine milde Rezession fallen, während das Wachstum im Rest der Welt schwach ausfallen wird. Im kommenden Jahr rechnen wir aber wieder mit einer konjunkturellen Erholung.

Inflation immer noch viel zu hoch

Die Verknappung des Kreditangebots verstärkt den Effekt der gestiegenen Leitzinsen. Die damit einhergehende Wachstumsverlangsamung ist aus Sicht der Notenbanken bis zu einem gewissen Grad durchaus erwünscht, da sie auch den Preisdruck dämpfen wird. Die Inflationsraten befinden sich zwar seit einigen Monaten weltweit auf dem Rückzug, liegen in den meisten Fällen aber immer noch deutlich über den von den Notenbanken angestrebten Zielwerten. Dementsprechend haben die Notenbanken im gegenwärtigen Umfeld noch keinen Spielraum, die Zinsen schon bald wieder senken zu können.

Baldiges Ende des Zinszyklus

Klar ist aber auch, dass sich der Zinserhöhungszyklus nun rasch seinem Ende nähert. So erwarten wir von der US-Notenbank Fed und der Bank of Canada keine weiteren Zinsschritte. Die Europäische Zentralbank und die Bank of England dürften aufgrund der sehr hohen Kerninflation und den gestiegenen Inflationserwartungen die Leitzinsen hingegen nochmals erhöhen. Da die Leitzinsen aber ebenfalls bereits klar im restriktiven Bereich liegen, ist auch hier schon bald mit einer Zinspause zu rechnen. Von der Schweizerischen Nationalbank erwarten wir im Juni einen letzten Zinsschritt.

Obligationen bleiben bevorzugte Anlageklasse

Da sich zuletzt auch die Stimmungs- und Vorlaufindikatoren wieder eingetrübt haben, ist aus unserer Sicht weiter eine defensive Anlagepositionierung angebracht. Obligationen haben nach dem starken Renditeanstieg im Mai wieder an Attraktivität gewonnen, zumal sie von den weiter abnehmenden Wachstums- und Inflationsraten profitieren werden. Bei den Aktien schätzen wir im aktuellen Umfeld die defensiven Qualitäten des Schweizer Marktes sowie die überdurchschnittliche Gewinnentwicklung der Eurozone.

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