Nur vorübergehender Inflationsschub

Marktausblick der Nidwaldner Kantonalbank vom Juni 2021

Eurozone steht vor kräftigem Aufschwung

Die konjunkturelle Erholung der Weltwirtschaft aus der Coronakrise schreitet zügig voran, ist aber nicht in allen Regionen gleich ausgeprägt. Nach wie vor besteht ein konjunktureller Graben zwischen einzelnen Industriestaaten sowie zwischen den entwickelten Volkswirtschaften und den Schwellenländern. Die Wachstumsdifferenzen lassen sich zu einem erheblichen Teil mit den unterschiedlichen Impffortschritten erklären. Einen kräftiges Wachstum erwarten wir in Europa. Die von der Europäischen Kommission veröffentlichten Stimmungsindikatoren zeigen, dass das Vertrauen in allen Wirtschaftsbereichen und -ländern bereits wieder deutlich über dem langfristigen Durchschnitt liegt. Das spricht für einen kräftigen und breit abgestützten Aufschwung in den kommenden Monaten.

Ist der Inflationsanstieg dauerhafter Natur?

Spätestens mit dem deutlich stärkeren Anstieg der US-Teuerung im April auf über 4 % haben die Diskussionen über die Inflationsgefahr an Brisanz gewonnen. Fakt ist, dass der Kosten- und Preisdruck zurzeit sehr hoch ist. Während die einen von einer dauerhaft erhöhten Inflation ausgehen, weisen die anderen auf den temporären Charakter vieler Preissteigerungen hin. Wir gehören, zusammen mit den wichtigsten Notenbanken, ins zweite Lager, wollen die zweifellos bestehenden mittelfristigen Inflationsrisiken aber nicht verharmlosen.

Aus unserer Sicht sprechen gewichtige Faktoren dafür, dass der Inflationsanstieg nur temporärer Natur sein wird. Der Inflationsbuckel wird jedoch höher ausfallen und länger anhalten als bislang angenommen. Erstens sind ungünstige Basiseffekte am Werk, da die Konsumentenpreise letztes Jahr aufgrund der Pandemie stark gefallen waren und nun als Vergleichsbasis dienen. In den Sommermonaten wird dieser Effekt jedoch auslaufen. Zweitens führen die grosszügigen staatlichen Hilfszahlungen, die hohe Sparquote der Haushalte und die aufgestaute Nachfrage zu einem vorübergehenden Konsumboom, der die Preise verschiedener Güter und Dienstleistungen verteuert. Drittens verstärken die akuten Lieferengpässe, wie etwa bei Halbleiterchips oder wichtigen Industrierohstoffen den Preisanstieg. Diese Engpässe dürften in absehbarer Zeit jedoch verschwinden oder sich zumindest entschärfen. Viertens herrscht auf dem Arbeitsmarkt eine äusserst ungewöhnliche Situation vor, die kaum Bestand haben dürfte. Trotz erhöhter Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung beklagen sich viele Unternehmen, dass sie keine geeigneten Arbeitskräfte finden. Mit den abnehmenden Gesundheitsrisiken (dank Impfung) dürfte die Bereitschaft und die Möglichkeit, wieder in den Arbeitsprozess einzutreten, zunehmen und einem übermässigen Anstieg der Löhne entgegengewirkt werden. An den Finanzmärkten scheint diese Argumentation zusehends zu verfangen, sind die Inflationserwartungen zuletzt doch wieder gesunken.

Steigende Renditen und Aktienpreise

Die Aktienmärkte dürften mit der Inflation gut klarkommen, solange sie von Wirtschaftswachstum begleitet ist und nicht so stark ansteigt, dass die Notenbanken zu einem Kurswechsel gezwungen werden. Sowohl eine Stagflation als auch eine dauerhaft (zu) hohe Inflation halten wir in den kommenden zwei bis drei Jahren für wenig wahrscheinlich. Moderat steigende Bondrenditen dürften mit moderat steigenden Aktienkursen im Einklang stehen.

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