Marktausblick Juni 2020

Konjunktureller Tiefpunkt ist durchschritten

Die aktuellen Konjunkturdaten belegen die Schwere der ökonomischen Krise eindrücklich, fallen sie doch mehrheitlich so schlecht aus wie noch nie in der Nachkriegszeit. Dabei markiert der Monat April den konjunkturellen Tiefpunkt. Ausser in China blieben die wirtschaftlichen Aktivitäten im Rest der Welt aufgrund der behördlichen Massnahmen den ganzen letzten Monat über stark eingeschränkt.

Die katastrophalen Wirtschaftsdaten verbreiten an den Finanzmärkten indes keinen Schrecken mehr. Die desolate Lage ist bekannt. Vielmehr blicken die Investoren nun gespannt auf die kommenden Wochen der Lockerungen. Mit der schrittweisen Aufhebung der behördlichen Massnahmen dürften die wirtschaftlichen Daten allmählich besser werden und die von uns erwartete Erholung im zweiten Halbjahr Gestalt annehmen. Aller Voraussicht nach wird diese verhalten ausfallen. Wie der Blick nach China zeigt, kommt der private Konsum nur schleppend in Gang.

Dennoch kann die Erholung aber auch kräftiger ausfallen als von uns erwartet. Dies könnte etwa dann eintreten, wenn eine wirkungsvolle medizinische Behandlung gegen Covid-19 gefunden wird oder die Einhaltung von Hygienestandards, Social Distancing und Maskentragen bereits ausreicht, um den Virus in Schach zu halten. Auf der anderen Seite gibt es aber auch gewichtige Risiken, welche die wirtschaftliche Erholung beeinträchtigen können. An vorderster Stelle steht dabei die Gefahr, dass sich die Ausbreitung des Coronavirus wieder stark beschleunigt. Auch das Risiko deutlich steigender Firmenkonkurse und dauerhaft erhöhter Arbeitslosigkeit ist nicht von der Hand zu weisen.

Aktien: Regionen USA und Schweiz bleiben attraktiv

Die Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie lassen nicht nur die Gewinne der Unternehmen einbrechen. Die meisten Unternehmen wagen derzeit auch keinen Ausblick in die Zukunft. In diesem Umfeld erhöhter Unsicherheit sind es nach wie vor die Aktienregionen, die nach unserer Einschätzung die geringsten Gewinneinbussen erwarten lassen. Dies ist nicht nur eine Frage der Geschäftsfelder, also der Sektorenzugehörigkeit der Unternehmen, sondern auch der wirtschaftspolitischen und strukturellen Rahmenbedingungen.

Hier sehen wir grössere Risiken in der Eurozone. Denn die höhere Schuldenlast der Unternehmen und Staaten dürfte die Solidarität der Währungsgemeinschaft weiter auf die Probe stellen. Bei den Schwellenländern erachten wir Chancen und Risiken weiterhin als ausgeglichen. Unseren Prognosen zufolge wird sich die Konjunktur in diesen Ländern zwar deutlich besser entwickeln als in den Industriestaaten. Für die Aktienmärkte der Schwellenländer sind die globale Investorenstimmung und die US-Dollar-Entwicklung aber entscheidend. Diesbezüglich erwarten wir Gegenwind.

Aufgrund der Branchenzusammensetzung, unserer Gewinnerwartungen und der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erachten wir deshalb die Schweiz und die USA weiterhin als attraktiv. Neben der Pharmabranche hielt sich auch der Technologiesektor relativ stabil. Beides sind attraktive und zukunftsträchtige Sektoren, welche weiterhin Potenzial bergen. Hingegen hat die Versicherungsbranche in der Corona-Krise sehr stark gelitten. Dies liegt vor allem an den umfangreichen Vermögensanlagen, in erster Linie Bondsanlagen, die in der Bewertung abgenommen haben. Dies hat sich negativ auf die Eigenmittelausstattung der Versicherer ausgewirkt. Trotz der Verluste verfügen die Schweizer Versicherungsgesellschaften noch immer über eine sehr gute Eigenmittelausstattung. Die Branche bleibt dadurch attraktiv und bietet aufgrund der starken Kursverluste spannende Einstiegschancen.

Kein neuer EUR/CHF-Mindestkurs angestrebt

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat in den letzten Wochen weiter stark am Devisenmarkt interveniert. Nationalbankpräsident Thomas Jordan bekräftigte, dass es derzeit keine Alternative zu dieser Politik gebe. Zuletzt sind die Stimmen lauter geworden, welche eine Wiedereinführung eines EUR/CHF-Mindestkurses fordern. Dabei wird argumentiert, dass die SNB zurzeit implizit eine Kursuntergrenze von 1.05 verteidigen würde. Ist die Einführung einer neuen Kursuntergrenze zielführend?

Eine explizite Kursuntergrenze macht dann Sinn, wenn die SNB dadurch weniger intervenieren muss, um eine weitere Erstarkung des Frankens zu verhindern. Da die Kursuntergrenze jedoch im Jahr 2015 aufgehoben wurde, wäre eine Wiedereinführung dieser Grenze nur wenig glaubwürdig. Womöglich fährt die SNB deshalb besser, wenn sie den Markt weiterhin im Ungewissen darüber lässt, welchen Zielkurs sie zurzeit anstrebt.

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