Inflationshöhepunkt bald erreicht

Marktausblick der Nidwaldner Kantonalbank vom Dezember 2022

Die stark erhöhten Inflationsraten rund um den Globus lassen sich zum grossen Teil durch Ungleichgewichte erklären, die Zeit brauchen, um sich abzubauen. Zum einen herrscht in gewissen Märkten eine überhöhte Nachfrage, zum anderen schränken pandemiebedingte Lieferengpässe und die kriegsbedingte Knappheit bei Energie, Rohstoffen und Lebensmitteln das Angebot ein. Beides führt zu steigenden Preisen. Zu guter Letzt sorgten die Notenbanken durch ihre ultraexpansive Geldpolitik für einen Überschuss an Liquidität.

Auf allen Ebenen sind nun Entwicklungen im Gange, die dafür sorgen sollten, dass die starken Preisaufschläge eingedämmt werden. Noch ist es jedoch zu früh, um Entwarnung zu geben. Im Oktober stieg die Inflation in der Eurozone, in Grossbritannien und in Japan weiter an. Dennoch spricht einiges dafür, dass in diesen Volkswirtschaften der Höhepunkt der Inflation bald erreicht ist. Insbesondere der Rückgang der Energiepreise und die gut gefüllten Erdgaslager stimmen zuversichtlich. Positiv überrascht hat im selben Monat die Teuerungsentwicklung in den USA, da sich die Preise weniger stark erhöhten als befürchtet.

Für eine Zinspause ist es noch zu früh

Die schiere Höhe der Inflation lässt den Notenbanken vorerst aber keine andere Wahl, als die Leitzinsen weiter zu erhöhen, wollen sie ihre Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel setzen und die Inflationserwartungen im Zaum halten. Auf der anderen Seite sind sich die Notenbanken jedoch durchaus bewusst, dass ein zu starkes Drehen an der Zinsschraube zu einer schweren Rezession führen kann. Insbesondere die grosse zeitliche Verzögerung zwischen geldpolitischen Massnahmen und deren Wirkung auf die Realwirtschaft machen eine Feinsteuerung praktisch unmöglich.

Vor dem Hintergrund, dass die Notenbanken der Industrieländer die Leitzinsen in diesem Jahr bereits stark angehoben haben, scheint es angezeigt, dass sie zumindest das Tempo der Leitzinserhöhungen drosseln werden. Doch bevor die Notenbanken eine Pause im Zinserhöhungszyklus einlegen, wollen sie sicherstellen, dass sich der Preisdruck abschwächt und sich die Lage auf den Arbeitsmärkten entspannt. Wir gehen davon aus, dass der Zinserhöhungszyklus nach weiteren Zinsschritten im kommenden Jahr im 1. Quartal 2023 fast überall zu Ende gehen wird. Die Inflationsraten dürften auch Ende 2023 in den meisten Ländern immer noch klar über den Inflationszielen von 2 % seitens der Notenbanken liegen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen rechnen wir daher erst im Laufe des Jahres 2024 mit ersten Zinssenkungen.

Rezessionsgefahr ist anhaltend hoch

Die wichtigsten konjunkturellen Vorlaufindikatoren weisen weiterhin auf hohe Rezessionsrisiken hin. Die Stimmung ist sowohl unter den Konsumenten als auch bei den Unternehmen anhaltend schlecht und signalisiert keine konjunkturelle Trendwende. Im Gegenteil: Im Schlussquartal 2022 und im 1. Halbjahr 2023 dürfte die globale Wirtschaft kaum mehr wachsen. In der Eurozone, in Grossbritannien und in einigen Schwellenländern rechnen wir mit einer rezessiven Entwicklung. Aufgrund der unverändert robusten Arbeitsmärkte, der zwar ausklingenden, aber nach wie vor vorhandenen Nachholeffekte im Dienstleistungskonsum, der gesunden Bilanzen der Haushalte sowie der Preisentspannung auf den Energiemärkten gehen wir aber lediglich von milden Rezessionen aus.

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