Marktausblick September 2020

Erholung der Weltwirtschaft zeichnet sich ab

Wirtschaftliche Erholung schreitet voran

Der isolierte Blick auf die katastrophalen Wachstumszahlen des 1. Halbjahrs 2020 sagt wenig über den tatsächlichen Gesundheitszustand der Weltwirtschaft aus. Die Wachstumseinbussen während der ersten sechs Monate haben Dimensionen angenommen, die jede Rezession der Nachkriegszeit in den Schatten stellt. Nun hat der Wind deutlich gedreht. Die Weltwirtschaft ist auf einen mitunter kräftigen Wachstumspfad eingeschwenkt.

In den westlichen Industrieländern ist insbesondere der private Konsum rascher als erwartet und befreit von den starken Einschränkungen aufgrund der Pandemiebekämpfung auf den Vorkrisenpfad zurückgekehrt. Im Unterschied zur Erholung in China, die von der Produktion angetrieben wird, hinkt der verarbeitende Sektor in den entwickelten Volkswirtschaften dem Konsum noch hinterher. In einigen Branchen, die besonders stark von den Einschränkungen gegen die Ausbreitung des Coronavirus betroffen sind, ist das Vorkrisenniveau noch längst nicht erreicht. Auch auf dem Arbeitsmarkt klafft nach wie vor eine grosse Lücke. Die wirtschaftlichen Herausforderungen bleiben deshalb gross. In den meisten Volkswirtschaften dürfte das Vorkrisenniveau frühestens Ende 2021 erreicht sein.

Steigende Neuinfektionen bremsen Aufschwung

Zwei gewichtige Störfaktoren lasten auf den weiteren Wachstumsaussichten. Erstens ist es schwierig, die Coronapandemie in den Griff zu bekommen. Trotz steigenden Neuinfektionen zeigen die realwirtschaftlichen Daten jedoch eine nach wie vor robuste Entwicklung und lassen eine Fortsetzung der wirtschaftlichen Gesundung erwarten. Das Tempo der Erholung wird sich aber verlangsamen. Umso mehr ist die Wirtschaft auf die Hilfe der Geld- und Fiskalpolitik angewiesen, um die finanziellen Einbussen abzufedern.

Hier lauert der zweite potenzielle Belastungsfaktor. In den USA ist das dringend benötigte fiskalpolitische Anschlussprogramm, welches dafür sorgt, dass die staatlichen Unterstützungen nicht abrupt enden, noch nicht beschlossen. Wir gehen aber davon aus, dass sich die Republikaner und die Demokraten auf einen Kompromiss einigen werden. Insgesamt sehen wir die laufende konjunkturelle Erholung nicht infrage gestellt, obwohl das Risiko eines stärker als erwarteten Tempoverlustes besteht.

Aktienmärkte holen Verlust auf

Es ist bemerkenswert, wie rasch die Aktienmärkte den stärksten wirtschaftlichen Einbruch der Nachkriegszeit verdaut haben. Warnende Stimmen halten dies denn auch für übertrieben und mahnen, dass sich die Finanzmärkte auf gefährliche Weise von der Realwirtschaft abgekoppelt hätten. Allerdings fliesst auch das geld- und zinspolitische Umfeld in die Bewertung der Aktienmärkte mit ein. Da das Zinsgefüge in diesem Jahr nochmals kräftig ins Rutschen geraten ist, werfen Renditen von Aktien gegenüber denjenigen von Anleihen immer noch eine überdurchschnittlich hohe Prämie ab. Aufgrund der letzte Woche präsentierten neuen geldpolitischen Strategie der US-Notenbank (Fed) darf sich die Börse über eine längere Zeit auf eine sehr lockere Geldpolitik einstellen. Dies spricht weiterhin für die Aktienmärkte.

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