Konjunktureller «Mini-Boom» erwartet

Marktausblick März 2022

Wirtschaftsmotor stottert nur kurzzeitig

Die Coronapandemie dürfte bald in die endemische Phase eintreten und an Schrecken verlieren. Die rund um den Globus von den Regierungen verordneten einschränkenden Massnahmen werden sukzessive aufgehoben. Durch diese Entwicklung sehen wir uns in unserer Prognose bestärkt, dass die konjunkturelle Dynamik, die wegen der heftigen Omikronwelle in den ersten Monaten des Jahres einen starken Dämpfer erfuhr, wieder deutlich an Fahrt aufnehmen wird. Wir rechnen mit einem «Mini-Boom» in den kommenden zwei Quartalen, ausgelöst durch einen kräftigen Anstieg des Dienstleistungskonsums. Danach wird sich das Wirtschaftswachstum allerdings deutlich verlangsamen und phasenweise auch unter Potenzial
ausfallen.

Ukrainekonflikt erhöht Unsicherheit

Mit der Eskalation im Russland-Ukraine-Konflikt manifestiert sich allerdings ein neuer Gefahrenherd für die Weltwirtschaft. Ökonomisch gesehen sind die beiden Volkswirtschaften nicht sehr bedeutend, machen sie bloss knapp 2 % der globalen Wirtschaftsleistung aus. Die direkten wirtschaftlichen Folgen für Länder ausserhalb Russlands und der Ukraine werden sich deshalb in engen Grenzen halten. Dies gilt auch für die Eurozone, die vom Konflikt stärker betroffen ist als andere Regionen. Selbst Deutschland, welches von den grossen europäischen Volkswirtschaften die engsten Handelsbeziehungen mit Russland unterhält, exportiert lediglich 2 % seiner Ausfuhren nach Russland. Negative Auswirkungen auf Wachstum und Inflation drohen jedoch durch die wirtschaftlichen Sanktionen und den Anstieg der Energiepreise, insbesondere dann, wenn es zu einer starken und länger anhaltenden Verteuerung von Erdöl und Erdgas kommt.

Inflation nahe am Höhepunkt

Die Gesamtinflationsrate würde in diesem Fall in vielen Volkswirtschaften nochmals höher ausfallen und weniger rasch zurückgehen als erhofft. Dennoch glauben wir, dass es im Laufe des Jahres auch in diesem ungünstigen Fall zu tieferen Teuerungsraten kommen wird. Wir sind überzeugt, dass vorteilhafte Basiseffekte, sich entschärfende Lieferengpässe und eine Änderung in der Zusammensetzung der Konsumausgaben für abnehmende Teuerungsraten sorgen werden. Insbesondere Letzteres wird sich spürbar preisdämpfend auswirken. Denn der private Konsum während der Pandemie hat sich doch sehr einseitig in Richtung Güterkonsum verschoben. Dies hat bei diversen Gütern zu einem starken Preisanstieg geführt, der zusätzlich durch Lieferschwierigkeiten angeheizt wurde. Mit dem Ende der Pandemie und dem Wegfall der Einschränkungen wird nun eine starke Gegenbewegung einsetzen und den Konsum von Dienstleistungen wieder auf Vorpandemieniveau anheben.

Graduelles Vorgehen der Notenbanken

Die hohen Teuerungsraten und die vorteilhafte Entwicklung von Wirtschaft und Beschäftigung haben die Notenbanken der Industrieländer veranlasst, ihre Geldpolitik zu überdenken und je nach Situation rasch mit der Normalisierung zu beginnen. Die US-Notenbank steht wegen ihrer überragenden Bedeutung unter besonderer Beobachtung. Sie wird im März den Leitzins ein erstes Mal anheben und Mitte des Jahres mit der Verkürzung der Bilanz beginnen. Auch die EZB und die SNB werden Ende Jahr den Einlagesatz erhöhen und die Nullzinspolitik nächstes Jahr beenden.

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