Der Weg wird anspruchsvoller

Marktausblick Dezember 2021 der Nidwaldner Kantonalbank

Bewährungsprobe für die Weltwirtschaft

Schlechte Nachrichten kommen selten allein: Neben den anhaltenden Lieferengpässen, der Personalknappheit und den hohen Energiepreisen, rollt als zusätzliche Belastung eine neue und heftige Coronawelle über Europa hinweg. Bereits haben einzelne Länder darauf mit Einschränkungen der Bewegungsfreiheit reagiert. Überdies breitet sich von Südafrika eine neue Virusmutation
aus, die möglicherweise hochansteckend ist und den Impfschutz stärker umgehen kann als die derzeit grassierende Delta-Variante. Noch ist die Datenlage zu unsicher, um die Gefährlichkeit der neuen Virusvariante abschliessend beurteilen zu können. Die Wirtschaft steht also vor einer Bewährungsprobe.

Überdurchschnittliches Wachstum hält an

Ohne die Herausforderungen kleinreden zu wollen, bleiben wir für die globalen Wirtschaftsaussichten grundsätzlich zuversichtlich gestimmt. Wir rechnen auch im nächsten Jahr mit einem überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstum in den meisten Ländern der Welt. Erst 2023, wenn die Nachholeffekte aufgrund der Pandemie weitestgehend abgeschlossen sein dürften, wird das globale Wachstum wieder auf den Vorkrisenpfad zurückfallen. Die grosse Ausnahme bildet China, wo wir aufgrund der angespannten Lage auf dem Immobilienmarkt unsere Wachstumsprognose nochmals gesenkt haben.

Konjunkturdaten stimmen zuversichtlich

Massgebend für unsere weiterhin zuversichtliche Einschätzung der Konjunkturaussichten für 2022 sind die aktuell wieder besseren Wirtschaftsdaten. Die Wachstumsschwäche in den USA und in weiten Teilen Asiens, die im 3. Quartal eingesetzt hatte, scheint überwunden zu sein. Auch die vorliegenden realwirtschaftlichen Daten aus den USA belegen, dass der Start ins
Schlussquartal 2021 erstaunlich gut gelungen ist.

Inflation fordert Notenbanken heraus

Aktuell ist an der Preisfront keine Entspannung sichtbar. Im Gegenteil: Die Inflationsraten sind im Oktober vielerorts nochmals deutlich angestiegen. Während die Notenbanken in den Schwellenländern bereits mit teilweise drastischen Leitzinserhöhungen reagiert haben, zeigen sich die Zentralbanken der Industriestaaten noch geduldig. Fed-Chef Jerome Powell hat nun
aber seinen Ton verschärft und kann sich vorstellen, das Stimulusprogamm schneller herunterzufahren. Das Risiko erhöhter Inflation hat in den USA zugenommen.

So bezeichnet die US-Notenbank die aktuelle Inflation nicht mehr als «transitory» (vorübergehend), da sich der Preisanstieg als hartnäckiger als erhofft erweist. Die wirtschaftliche Erholung ist in den USA weit fortgeschritten, und der akute Personalmangel sorgt für deutlich steigende Löhne. Wir rechnen damit, dass das Fed im kommenden Jahr den Leitzins zweimal anheben wird; gefolgt von drei weiteren Schritten im 2023. In der Eurozone und in der Schweiz dürften die Leitzinsen dagegen auch im kommenden Jahr unverändert bleiben.

Die Zinsanstiege sind eine Herausforderung für die Aktienmärkte. Das anhaltend hohe Wachstum der Weltwirtschaft und die guten Gewinnaussichten der Unternehmen dürften die weniger expansive Geldpolitik jedoch kompensieren.

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